Vie­le haben es ver­mu­tet, eine aktu­el­le Stu­die belegt es: Frau­en mit Kin­dern wer­den weni­ger oft zum Vor­stel­lungs­ge­spräch ein­ge­la­den. Und zwar nicht etwa nur sel­te­ner als weib­li­che und männ­li­che Bewerber*innen ohne Nach­wuchs, son­dern auch sel­te­ner als Väter.

Das Ergeb­nis einer Stu­die des Wis­sen­schafts­zen­trums Ber­lin für Sozi­al­for­schung (WZB) im Mar­ke­ting- und Ver­an­stal­tungs­be­reich ergab: Müt­ter müs­sen rund ein Drit­tel mehr Bewer­bun­gen schrei­ben, um zum Gespräch ein­ge­la­den zu wer­den. Im Rah­men der Stu­die hat­te man mehr als 800 Bewer­bun­gen von fik­ti­ven Bewerber*innen auf aktu­el­le Stel­len­an­ge­bo­te in der Mar­ke­ting- und Ver­an­stal­tungs­bran­che geschickt – ein Arbeits­feld, in dem das Geschlech­ter­ver­hält­nis als etwa aus­ge­gli­chen gilt. Die fik­ti­ven Müt­ter, in deren Bewer­bung ein drei­jäh­ri­ges Kind ange­ge­ben war, waren deut­lich im Nach­teil bei der Stel­len­be­set­zung im Ver­gleich zu fik­ti­ven Bewerber*innen mit dem glei­chen Lebens­lauf, jedoch ohne dass Nach­wuchs dar­in ange­ge­ben war. Väter wer­den hin­ge­gen eben­so häu­fig ein­ge­la­den wie Män­ner ohne Kinder.

Damit wird das Prin­zip der glei­chen Job­chan­cen von Män­nern und Frau­en kon­ter­ka­riert“, sagt Lena Hipp. Für die WZB-Wis­sen­schaft­le­rin gehö­ren pri­va­te und für den Job nicht rele­van­te Infor­ma­tio­nen wie Eltern­schaft, Ehe­stand oder Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit, die in deut­schen Bewer­bun­gen häu­fig ange­ge­ben wer­den, nicht in den Lebens­lauf. Eine poten­ti­el­le Lösung für die­se Situa­ti­on könn­te ein gene­rel­les Ver­bot der Anga­be per­sön­li­cher Lebens­um­stän­de in Bewer­bun­gen sein.

Die WZB-Stu­die ist unter dem Titel „Do Hiring Prac­ti­ces Pena­li­ze Women and Bene­fit Men for Having Child­ren? Expe­ri­men­tal Evi­dence from Ger­ma­ny” erschie­nen in: Euro­pean Socio­lo­gi­cal Review, 2019, S. 1–15. Die Autorin Prof. Lena Hipp Ph.D. ist Lei­te­rin der For­schungs­grup­pe Arbeit und Für­sor­ge am WZB sowie Pro­fes­so­rin in Sozi­al­struk­tur­ana­ly­se, ins­be­son­de­re Arbeit und Orga­ni­sa­ti­on an der Uni­ver­si­tät Potsdam.

Bild­nach­weis: Prof. Lena Hipp, Lei­te­rin der Stu­die am WZB
Quel­le: WZB, ©David Ausserhofer