Ein Mini-Serie von Dr. Agnes Model, Strategische Unternehmensberaterin (BCG), Musikwissenschaftlerin, Coach und Mediatorin
Teil 1
Wie führe ich richtige Mitarbeiter*innen- oder Feedbackgespräche?
Wie könnte man die engagierte Nachwuchskraft im Veranstaltungsmanagement weiter motivieren und ans Haus binden?
Wie reduzieren wir die Konflikte zwischen der Technik und der Dramaturgie?
Dies alles könnten aktuell relevante Fragen aus dem Arbeitsalltag einer Kulturinstitution sein. Doch wer greift sie auf und versucht sie zu beantworten? Bislang findet man meist nur einzelne Führungspersönlichkeiten, die sich solchen Fragen der Personalentwicklung (PE) widmen. Systematisch findet dies im kulturellen Sektor leider noch nicht statt. Dies müsste aber die Aufgabe strategischer PE sein. Denn sie kümmert sich nicht nur um das Angebot fachlicher Weiterbildungen für die Mitarbeiter*innen oder darum, Besuche auf Kongressen zu ermöglichen. Strategische PE umfasst weit mehr und ist ein unheimlich wertvolles Element professioneller Unternehmensführung. Kurz zusammengefasst, kümmert sich strategische PE um Maßnahmen entlang der folgenden drei Ebenen – stets ausgerichtet an den strategischen Unternehmenszielen.
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Erhalt und Ausbau der Leistungsfähigkeit:
Hier geht es nicht nur um betriebliches Gesundheitsmanagement und die Reduktion von Fehltagen, sondern auch um die regelmäßige Auffrischung und Weiterentwicklung von sowohl Fachwissen als auch von Verhaltens-/Kommunikations-/und Führungstechniken.
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Individueller Aufstieg einzelner Mitarbeiter*innen:
Es wird vorausschauend der eigene Talentpool identifiziert und es wird definiert, welche Mitarbeiter*innen sich in welcher Weise weiterentwickeln möchten und können. Dies fängt mit regelmäßigen Mitarbeitergesprächen an und kann durch eignungsdiagnostische Instrumente und Assessment Center professionell ausgebaut werden. Zugleich werden die frisch beförderten Personen in ihrer neuen Rolle unterstützt. Z.B. durch Führungskräfteseminare oder individuelles Coaching; vor allemLetzteres ist ein für Kulturinstitutionen wichtiges Element, da noch immer für die Beförderung häufig Fachkenntnis entscheidend ist, nicht aber die eigentliche Führungskompetenz.
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Anpassung der Arbeitsabläufe an neue Bedingungen:
Werden beispielsweise neue Techniken in die Betriebsabläufe eingeführt, muss nicht nur das entsprechende Fachwissen zur Bedienung der Anlagen/Technik vermittelt werden, sondern es können neue Organisationsabläufe und sogar neue Organisationsstrukturen notwendig werden, die wiederum eine Reflexion und etwaige Anpassung von Führungs- und Kommunikationsstilen bedürfen.
So relevant die Aufgaben auch sind, warum tun sich Kulturinstitutionen so schwer damit, Personalentwicklungsmaßnahmen zu implementieren? Und warum gibt es nach wie vor kaum Personalabteilungen in Kulturbetrieben, deren Aufgaben sich nicht nur auf rein verwaltende Tätigkeiten beschränken? Meist wird an dieser Stelle das Leitmotiv des allgemeinen Misstrauens gegenüber Managementmethoden in Kulturinstitutionen zitiert. Ja, sicherlich, nach wie vor gibt es noch Künstlerintendant*innen der alten Schule. Und nach wie vor wird die ja tatsächlich existierende Spannung zwischen künstlerischen und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen zu einem unüberwindbaren Gegensatz ausgebaut. Aber kann dies allein der Grund sein? Aus meiner Sicht greift dies zu kurz.
Lese hier mehr über die Mythen in der Personalentwicklung für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Teil 2 unserer Reihe.